Gemälde

Aurelia Waßers Arbeiten konfrontieren uns mit verstörend erhabenen Landschaften. Schon von jeher haben ihre Bilder eine Affinität zu landschaftlichen Oberflächen und ihren jeweiligen Tiefenströmungen, aber nie zuvor hat die Malerin so konsequent die Landschaft selbst zu ihrem Gegenstand gemacht.

Jetzt zeigt sich: Ihre aus früheren Arbeiten wohlvertrauten Gestalten, die sie nicht verraten hat, entwachsen den disparatesten Panoramen: mondähnlichen, vulkanischen, wüstengleichen; Spalten, Rissen, Brüchen; stillen Fernen, Himmelsgewölben, unruhigen Feldern. Sie wurzeln in landschaftlichem Grund, entfalten dort ihre eigenartige Präsenz und ihren diskreten Beziehungsreichtum, die in den Weiten immer erst entdeckt sein wollen. So sind Aurelia Waßers Landschaften im besten Sinne romantisches Terrain: Immer repräsentieren sie ein elementares ‚Innen’ oder ‚Darunter’. Ihre Bilder sind geographische Formen eines komplexen Seelenlebens, dessen Strukturen und Umtriebe die Malerin im Malprozess auslotet. Dabei entstehen Seelenlandschaften, die nicht zuletzt durch die verarbeiteten Materialien erdverbunden sind, staubverhaftet; aufgeschüttet aus Asche und Kohle. Sie beziehen ihre Vitalität aus dem spannungsreichen Gegenüber von leuchtenden Farbspektren und verbranntem, verkohltem organischem Material, das unter unserem Blick ein letztes Mal leidenschaftlich aufzuglühen scheint – immer wieder. Jenseits dieser Extreme ist Aurelia Waßers expressive Kunst nicht zu haben, weil wir uns selbst jenseits dieser Extreme nicht haben können.

AUTOR
– Stefan Jooß –

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